Korseby Online - Aneuraceae

Aneuraceae

Die Vertreter der nur 3 Gattungen umfassende Lebermoosfamilie Aneuraceae zeichnen sich durch mehrschichtige Thalli und einer schwach ausgeprägten Mittelrippe aus.

Aneura pinguis

aneura pinguis
Aneura pinguis
Erkennungsmerkmale
Aneura pinguis ist ein etwa 2 bis 6 cm langes und 3 bis 7 mm breites, leicht zerbrechendes, thallöses Lebermoos, welches dunkel-olivgrüne bis gelblichgrüne, flache Thalli ausbildet, die fett glänzen und unregelmäßig, bandartig hand- oder rosettenförmig sind. Der Thallus ist im mittleren Teil 10 bis 18 Zellen dick. Der 1 bis 3 Zellen dicke Thallusrand erscheint etwas geschwollen. Die Thallusspitzen sind flach und abgerundet. Die Thalluszellen werden etwa 25 bis 75 µm im Durchmesser und enthalten zahlreiche farblose Ölkörper, die jedoch beim Trocknen verloren gehen. Die Epidermiszellen sind kleiner als die inneren Zellen. Verwechslungsgefahr besteht mit Pellia endiviifolia, welches jedoch meist eine dunkler gefärbte Rippe aufweist, dumpf- bis hellgrün gefärbt und gabelig verzweigt ist.

Vorkommen
Das pionierfreudige Aneura pinguis besiedelt feuchte bis nasse, teils überschwemmte, lichte bis halbschattige, basen- und kalkreiche, selten auch schwach saure Standorte auf Erde, in Sümpfen, an Gewässerrändern, in Wiesen- oder Niedermooren und seltener auch auf überrieseltem Gestein. Typische Begleitmoose sind Calliergonella cuspidata, Calliergon giganteum, Campylium stellatum, Drepanocladus intermedius, Riccardia chamaedryfolia oder Tomenthypnum nitens.

Riccardia chamedryfolia (Buchtiges Riccardimoos)

riccardia chamedryfolia
Riccardia chamedryfolia
Riccardia chamedryfolia, das Buchtige Riccardimoos, ist ein autözisches (Antheridien und Archegonien an verschiedenen Ästen an derselben Pflanze), thallöses Lebermoos.

Erkennungsmerkmale
Die kriechenden bis wenig aufsteigenden Thalli von Riccardia chamedryfolia sind dunkel- bis olivgrün gefärbt. An den Spitzen sind sie häufig blassgrün. Die unregelmäßig geformten Thalli sind zudem 1- bis 3-fach gefiedert mit mal länger, mal breiteren, zungenförmigen Thallusästen, die bis 4 mm lang und bis 1,5 mm breit werden können. Im mittleren Teil sind sie etwa 4 bis 8 Zelllagen dick. Die Unterseite ist meist relativ flach, während die Oberseite konvex gewölbt ist. Die Thallusränder zeichnen sich im Gegensatz zu Riccardia multifida durch 0 bis 1 Reihe hyaliner Zellen aus. Sie erscheinen bei durchscheinendem Licht daher nicht durchsichtig. Die Thallusspitzen sind rundlich. Die Epidermiszellen sind kleiner als die Zellen im Inneren und etwa 65 bis 90 µm lang und 25 bis 50 µm breit. In fast allen Epidermiszellen sind 1 bis 3 bräunliche Ölkörper vorhanden. Neben den kurzen männlichen Ästchen gibt es noch kürzere weibliche Ästchen, die Cilien aufweisen. Die keulenförmige Kalyptra ist papillös. Verwechslungsgefahr besteht vor allem mit Riccardia multifida, welches jedoch im Norden Deutschlands seltener ist.

Vorkommen
Das kunkurrenzschwache, pionierfreudige Lebermoos wächst an nassen bis feuchten, häufig überrieselten, basenhaltigen, relativ kalkarmen, schattigen bis halbschattigen Standorten an Quellen, Gewässerrändern, überrieselten Felsblöcken, auf Baumwurzeln und Baumbasen, auf Erde, Sand und Humus, in basenreichen Mooren und in Torfstichen. Selten wächst es auch submers an Gewässerrändern. Oft kommt es als Initialmoos an gestörten Plätzen vor und wird rasch von anderen Moosen überwuchert. Durch die Zerstörung von quelligen Standorten, der Begradigung von Flüssen, durch Gewässerverschmutzung und intensiver Landwirtschaft ist die Art in den letzten Jahrzehnten zurückgegangen. In einigen Bundesländern steht das Lebermoos auf der Roten Liste.

riccardia chamedryfolia thallus
Riccardia chamedryfolia
Thallus (40x)
riccardia chamedryfolia querschnitt
Riccardia chamedryfolia
Thallusquerschnitt (125x)
riccardia chamedryfolia zellen
Riccardia chamedryfolia
Thalluszellen (250x)

Riccardia multifida (Vielspaltiges Riccardimoos)

riccardia multifida
Riccardia multifida
Erkennungsmerkmale
Riccardia multifida bildet blasse, durchsichtige, gelblichgrüne, 2- bis 3-fach gefiederte, bis 1 cm breite und 3 cm lange Thalli, deren ältere Teile auch schwach bräunlichgrün gefärbt sein können. Die Thalli sind zumeist dem Erdboden flach angelegt und dicht zusammenwachsend. Die Thalli sind im mittleren Teil etwa 3 bis 7 Zellen dick, deren Ränder jedoch nur 2 bis 4 Zellen aufweisen. Die Thallusränder erscheinen durch die hervortretenden Zellen gekerbt. Die Thallusspitzen sind abgerundet oder ausgerandet. Die Epidermiszellen sind kleiner (20 bis 40 µm) als die dünnwandigen Zellen (50 bis 75 µm) darunter. Ölkörper fehlen in den Zellen fast vollständig. Sie kommen höchstens in der Hypodermis zu 1 bis 3 vor. Die weiblichen Äste sind relativ kurz und weisen fingerartige Papillen oder Zielen auf, während die männchlichen Äste verlängert linealisch sind.

Vorkommen
Riccardia multifida besiedelt selten basenreiche, häufiger neutrale bis schwach saure, meist kalkarme, nasse bis frische, lichte bis schattige Standorte. Es ist vor allem auf lehmiger, sanidger oder humoser Erde, auf Torf oder auf abgestorbenen Pflanzenresten zu finden. Daneben werden auch morsches Holz oder umgefallene Bäume besiedelt. Das Moos ist an Wegböschungen, an Gräben, an Waldwegrändern, an Ufern und deren Rändern, in Sumpfwäldern, Erlenbrüchen und Niedermooren anzutreffen. Es handelt sich um ein konkurrenzschwaches Pioniermoos. Typische Begleitmoose sind Aneura pinguis, Atrichum undulatum, Bryum pseudotriquetrum, Campylium stellatum, Cephalozia bicuspidata, Jungermannia obovata, Pellia epiphylla oder Rhodobryum roseum. Durch die zunehmende Beseitigung von Feuchtgebieten ist die Art derzeit im Rückgang.

Riccardia latifrons (Breitlappiges Riccardimoos)

riccardia latifrons
Riccardia latifrons
Riccardia latifrons bildet einen etwa 0,5 bis 1,5 mm breiten, hanndförmig geteilten Thallus aus, deren äußere, zungenförmige, unterschiedlich langen Segmente zur Spitze verschmälert sind. Im Querschnitt erscheint der Thallus flach linsenförmig. Die dünnwandigen Epidermiszellen werden etwa 30 bis 60 µm breit und weisen nie Ölzellen auf.
Verwechslungsgefahr besteht mit Riccardia palmata, das jedoch dünner ist, insgesamt linealische Thalli ausbildet und in den Subepidermiszellen einige Ölköroer aufweist.
R. latifrons wächst an schttigen, ständig luftfeuchten, sauren und basenarmen Standorten, vor allem auf morschem Holz oder auf humoser Erde in Nähe von Bächen, Flussauen, im Bereich von Mooren, quelligen Stellen in meist Nadelwäldern, in schattigen, aber luftfeuchten Waldschluchten gerne an nord-exponierten Stellen. Als Kennart des Nowellion curvifoliae wächst es oft zusammen mit Nowellia curvifolia, aber auch Riccardia palmata, Calypogeia fissa, Campylopus pyriformis, Cephalozia connivens, Lophocolea heterophylla, Odontoschisma denudatum oder Tetraphis pellucida sind begleitende Moose. Es ist auf fast der gesamte Nord-Hemisphäre in den kühl-gemäßigten Breiten vorkommend und ist momentan wohl nur in den Moorgebieten zurückgehend.

Riccardia palmata (Handförmiges Riccardimoos)

riccardia palmata
Riccardia palmata
riccardia palmata detail
Riccardia palmata