Korseby Online - Polytrichaceae
Polytrichaceae
Diese Moosfamilie besitzt kurios anmutende deutsche Bezeichnungen wie Haarmützen-, Bürsten- oder Widertonmoose. Die Namen beziehen sich zumeist auf die Kalyptra.
Index
- Atrichum undulatum (Gewelltblättriges Katharinenmoos)
- Atrichum tenellum (Kleines Katharinenmoos)
- Polytrichum formosum (Schönes Widertonmoos)
- Polytrichum piliferum (Glashaar-Widertonmoos)
- Polytrichum strictum (Steifblättriges Frauenhaarmoos)
- Polytrichum commune (Goldenes Frauenhaar)
- Polytrichum perigoniale (Kleines Widertonmoos)
- Polytrichum juniperinum (Wacholder Widertonmoos)
- Polytrichum longisetum (Zierliches Widertonmoos)
- Oligotrichum hercynicum (Harz-Armhaarmoos)
- Pogonatum urnigerum (Große Filzmütze oder Urnentragendes Filzmützenmoos)
- Pogonatum nanum (Kleines Filzmützenmoos)
- Pogonatum aloides (Aloeblättriges Filzmützenmoos)
Atrichum undulatum (Gewelltblättriges Katharinenmoos)
Assimilationslamellen
von Atrichum undulatum |
Atrichum tenellum (Kleines Katharinenmoos)
Polytrichum formosum (Schönes Widertonmoos)
Polytrichum piliferum (Glashaar-Widertonmoos)
Polytrichum piliferum
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P. piliferum Detail
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Polytrichum piliferum Laminazellen (400x) |
Polytrichum strictum (Steifblättriges Frauenhaarmoos)
Polytrichum strictum
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Polytrichum strictum
Sporogonen |
Polytrichum strictum
männl. Pflanzen |
Polytrichum strictum
weibl. Pflanzen |
Verwendung
Das Moos wurde früher zur Herstellung von Bürsten und kleinen Hausbesen verwendet. Subfossile Funde deuten wohl zudem auf eine eventuelle rituelle Verwendung als Glücksbringer hin. Das Moos ist auch unter der deutschen Bezeichnung Steifblättriges Widertonmoos, wegen seiner Verwendung als Mittel gegen böse Geister, bekannt. Oft wurde mit ihm auch Häuserritzen verstopft, um böse Geister nicht hineinschlüpfen zu lassen. Das Moos spielt zudem eine wichtige Rolle in japanischen Moosgärten.
Merkmale
Das Steifblättrige Frauenhaar bildet 10 bis 15 cm hohe, meist dichte Rasen. Es ist von anderen Widertonmoosen durch seinen weißlichen Rhizoidfilz gut zu unterscheiden. Die einfachen Stämmchen sind im trockenen Zustand dicht anliegend beblättert, im feuchten sind sie dagegen abstehend. Die ganzrandigen Blätter werden 4 bis 6 mm lang und weisen eine als Stachelspitze austretende Mittelrippe auf. Die Blattränder sind eingeschlagen.
Die 3 bis 8 cm lange Seta trägt eine etwa 3 mm lange Kapsel, die oft nur wenig länger als breit ist. Die Kapselhaube (Kalyptra) ist dicht- und langhaarig. Das Protonema ist äußerst kurzlebig.
Bedeutung
Die männlichen Pflänzchen des diözischen Laubmooses bilden besondere gipfelige, schüsselförmige Antheridienstände aus, in denen sich Regenwasser sammelt. Am Grunde befinden sich kleine Kügelchen. Hierbei handelt es sich um die männlichen Geschlechtszellenbehälter, die im reifen Zustand aufplatzen und (männliche) Spermatozoide entlassen. Diese werden durch Regentropfen ausgespült oder bis 10 cm weit verspritzt. Sie schwimmen chemotaktisch angelockt zu den Eizellen in den (weiblichen) Archegonien. Die Schüsselchen können später auch durchwachsen werden, so dass ein stockwerkartiger Aufbau entsteht. Junge Pflanzen wachsen so auf den älteren. Dadurch können die zahlreichen Pflanzen bis zu 0,5 m hohe Bulten ausbilden. Das Moos eignet sich zudem als starker Anzeiger für Austrocknung.
Innerhalb der Stängel findet die Leitung der Assimilate statt. Außerhalb lässt sich dagegen meist eine Wasserleitung über die kapillaren Räume zwischen den Blattscheiden finden. Durch Quellungsvorgänge können sogar noch bei angestorbenen Pflänzchen Blattbewegungen möglich sein. Die chlorophyllhaltigen Lamellen der Blattrippe sind durch Wachseinlagerungen wasserbabstoßend. In den Zwischenräumen der Lamellen wird dadurch Gasaustausch gefördert. Eine solch starke Differenzierung findet man sonst nur bei Blütenpflanzen.
Vorkommen
Das Steifblättrige Frauenhaarmoos wächst besonders häufig auf anderen Torfmoosen in Hochmooren. Es besiedelt jedoch auch andere feuchte, boden- bzw. wassersaure, moorige Standorte. Es ist vom Flachland bis in die subalpine Stufe zu finden und fehlt nur selten in den größeren Mooren Mitteleuropas. Es besitzt eine holarktische Verbreitung und kommt disjunkt auch im subantarktischen Südamerika vor.
Polytrichum commune (Goldenes Frauenhaar)
Polytrichum commune
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Polytrichum perigoniale (Kleines Widertonmoos)
Polytrichum perigoniale
Lebensraum |
Polytrichum perigoniale ist an lichtreichen, oft exponierten, trockenen bis schwach feuchten, basen- und kalkarmen Stellen auf sandiger, lehmig-sandiger oder schwach humoser Erde anzutreffen. Typisch ist es für Dünentälchen und Braundünen, Sandgruben und Zwergstrauchheiden. Nicht selten besiedelt es auch trockene Torfböden. Typische Begleitmoose sind Lophocolea heterophylla, Pleurozium schreberi und auf Torf Aulacomnium palustre und Sphagnum palustre.
Polytrichum juniperinum (Wacholder Widertonmoos)
Das Wacholder Widertonmoos Polytrichum juniperinum wird bis zu 10 cm groß und unterscheidet sich von Polytrichum strictum durch die größeren Sporogone, das Fehlen eines dochtartigen Rhizoidenfilz, der großen 8 bis 10 mm langen Blätter und der Art der Beblätterung (trocken locker gekrümmt anliegende Blätter!). Auch das Vorkommen in lichten Nadel- oder Laubmischwäldern und Heiden unterscheidet sich.
Polytrichum longisetum (Zierliches Widertonmoos)
Das Zierliche Widertonmoos Polytrichum longisetum kommt nur in mäßig bis stark sauren, trockenen bis nassen Mooren zwischen Sphagnum-Torf, oder selten auf morschem Holz oder auf Erde vor. Es handelt sich um ein konkurrenzschwaches Pioniermoos, welches besonders Torfabbauflächen und offene Hochmoorbereiche besiedelt. Typische Begleitmoose sind Polytrichum strictum, Polytrichum commune und Sphagnum fallax.
Es kann mit Polytrichum formosum verwechselt werden, welches (neben anderen Standortansprüchen) jedoch kleinere Laminazellen besitzt, einen schmaleren Blattrand aufweist und zylindrisch-rechteckigen Kapseln ausbildet. Die Blattränder von P. longisetum sind zudem mit charakteristischen Zähnen versehen. (siehe Abbildung)
Oligotrichum hercynicum (Harz-Armhaarmoos)
Pogonatum urnigerum (Große Filzmütze oder Urnentragendes Filzmützenmoos)
Pogonatum urnigerum
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Pogonatum urnigerum Blatt
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Erkennungsmerkmale
Die Pflänzchen von Pogonatum urnigerum werden zwischen 2 und 6 cm groß, sind bläulichgrün gefärbt und verfärben sich im Alter ins Bräunliche. Die Stängel sind meist oberwärts gabelig verzweigt. Hier besteht Verwechslungsgefahr mit Polytrichum alpinum, welches jedoch zumeist an etwas feuchteren Standorten vorkommt und sich durch den grünen Stängel, den abgerundeten Lamellenendzellen und der größeren Blattscheide (bis 30 % der Blattlänge) unterscheidet. Polytrichum formosum bildet dunklere Blätter aus und ist meist im Waldunterwuchs zu finden.
Die dicht stehenden, schmal lanzettlich geformten Blätter werden nach oben allmählich größer und sind zwischen 5 und 7 mm lang. Trocken liegen sie dicht an, feucht sind sie meist deutlich abstehend. Der scheidige Blattgrund ist hyalin und kann bis etwa 20 % der Blattlänge ausmachen. Der Blattrand ist durch mehrzellige Sägezähne gezähnt. Die Blattrippe tritt als kurze Stachelspitze aus. Die verkehrt ovalen, vergrößerten Endzellen der zahlreich vorhandenen Assimilationslamellen sind an der Spitze charakteristisch papillös. Die dickwandigen Laminazellen sind mehr oder minder rechteckig und werden zwischen 15 und 50 µm im Durchmesser. Die unten rot, oberseits blassrot gefärbte Seta wird etwa 2 bis 5 cm lang und trägt aufrechte, zylindrische, rotbraune Kapseln, dessen Peristomzähne rotbraun gefärbt sind und einen farblosen Rand aufweisen. Der rundliche Kapseldeckel bildet einen äußerst kurzen Schnabel aus. Die sporen werden zwischen 14 und 18 µm groß und sind schwach papillös.
Vorkommen
Pogonatum urnigerum besiedelt lichtreiche, sandige bis schotterige, nährstoff- und kalkarme, frische und luftfeuchte Standorte. Es ist an humusarmen Waldwegen montaner Gebirgsregionen, an offenerdigen, sandigen und kiesigen Stellen auf Silikatgestein verbreitet. Im Flachland ist das Moos relativ selten anzutreffen. Teilweise ist es dort sogar gefährdet. Sein Verbreitungsschwerpunkt sind submontane bis subalpine Höhenstufen. Sonst ist das Moos im übrigen nördlichen Europa und Teilen Asiens, in Nord-Amerika und in den Hochgebirgen Afrikas zu finden.
Pogonatum nanum (Kleines Filzmützenmoos)
Pogonatum nanum
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Steril besteht Verwechslungsgefahr mit Pogonatum aloides, welches jedoch einen mehrzellig scharf gezähnten Blattrand hat.
Das pionierfreudige P. nanum besiedelt offenerdige, lichtreiche, trockene bis frische, kalkarme, nährstoffarme, sandige oder lehmige Erdstandorte. Es wächst ruderal entlang häufig süd-exponierter Waldwegränder, offenerdigen Wegböschungen, in sauren Heiden und sandigen Störstellen. Häufige Begleitmoose sind Atrichum undulatum oder Pol
Pogonatum aloides (Aloeblättriges Filzmützenmoos)
Dazugehöriger Herbarbeleg: GJO 0101023.