Korseby Online - Ricciaceae

Ricciaceae

Die Vertreter der thallösen Lebermoosfamilie Ricciaceae bilden gegabelte Thalli aus. Viele Arten besiedeln eng an Wasser gebundene Lebensräume.

Ricciocarpos natans (Schwimmendes Wassersternlebermoos)

ricciocarpos natans
Erkennungsmerkmale
Ricciocarpos natans ist ein auf dem Wasser schwimmendes oder flutendes Lebermoos, das einen fächerförmigen Wuchs aufweist, bis 10 mm lang ist, eine Mittelfurche hat und auf der Oberseite grünlich, auf der Unterseite bräunlich-violett gefärbt ist. Die nicht-flutende Landform wird bis 3 cm groß und ist auf der Oberseite hellgrün gefärbt. In die Epidermis sind vom 5 bis 6 Zellen umgrenzte Atemöffnungen eingesenkt. Ölkörperzellen und Assimilationsgewebe mit Luftkammern sind im aus wenigen Schichten bestehenden Grundgewebe vorhanden. Die Ventralschuppen sind bräunlich-violett, mehrzellig und besonders bei der Wasserform gut ausgebildet.

Vorkommen
Ricciocarpos natans besiedelt halbschattige bis schattige, zumeist ufernahe Bereiche in nährstoffärmeren bis schwach eutrophen, basen- oder kalkreichen, ammoniumhaltigen und phosphatarmen Stillgewässern. Es ist besonders auf feuchtem Schlammboden, in Wassergräben, geschützten Buchten von Seen oder Teichen zu finden. Typische Begleitarten sind Lemna trisulca, Lemna minor, Spirodela polyrhiza oder Riccia fluitans. Durch Eutrophierungen und Zerstörung von kleinräumigen Feuchtgebieten ist das Lebermoos bedroht.

Riccia fluitans (Untergetauchtes Sternlebermoos)

riccia fluitans
Riccia fluitans
riccia fluitans detail
Riccia fluitans
Detail (32x)
Das Untergetauchte Sternlebermoos (oder auch Flutendes Teichlebermoos genannt) Riccia fluitans ist ein auf dem Wasser schwimmendes oder untergetaucht vorkommendes Wasserlebermoos. Im Herbst verschwinden die Pflänzchen plötzlich und sinken auf den Gewässergrund ab. Aus den überdauernden Thallusspitzen entwickeln sich im Frühjahr wieder neue Individuen. Das Lebermoos fruchtet äußerst selten.

Vorkommen
Riccia fluitans besiedelt meist flache, sonnige bis schattige, meso- bis eutrophe, schwach saure bis kalk- oder basenreiche Stehgewässer. Es wächst zumeist submers unter oder emers auf dem Wasser. Seltener können auch Landformen an feuchten Ufern beobachtet werden. Häufig kommt es zusammen mit Lemna-Arten vor und wird durch diese zurückgedrängt.

Erkennungsmerkmale
Das Lebermoos bildet hellgrüne, bandförmige Thalli aus, die mehrfach unregelmäßig gegabelt sind und bis 4 cm lang werden können. Landformen sind häufiger auch violett überlaufen und können bis 2,8 mm breit werden, während die Wasserformen nur bis 1,2 mm breit werden. Die Thallusenden sind abgerundet, etwas verbreitert, mit ein oder zwei Einschnitten und mit darunter liegenden, durchsichtigen Luftkammern versehen, die eine netzartige Felderung aufweisen. Nicht selten sind Atemöffnungen vorhanden. Die farblosen, halbmondförmigen Bauchschuppen sind entlang der Mittellinie nur spärlich ausgebildet.

Riccia canaliculata (Rinniges Sternlebermoos)

riccia canaliculata
Riccia canaliculata
riccia canaliculata habitus
Riccia canaliculata
Habitus
riccia canaliculata thallus querschnitt
Riccia canaliculata
Thallusquerschnitt
Erkennungsmerkmale
Einzelpflanzen von Riccia canaliculata bilden lockere bis dichte, unregelmäßig verflochtene, durchsetzt gelblich, dunkelgrün bis purpurrote Rasen. Einzelne schmale, lang gezogene, spitzwinklig gegabelte Thalluslappen sind bis 2 cm lang und bis 0,7 mm breit. An den Enden sind sie stumpf kahnförmig zugespitzt und in der Mitte mit einer charakteristischen Rinne versehen. Im Querschnitt erscheint der Thallus ovalartig mit einer mittigen Einbuchtung (der Rinne) und ist dort etwa 2 bis 2,5 mal so breit wie hoch. Die Unterseite ist stark gewölbt, während die Oberseite steil aufsteigende, abgerundete Seiten hat. Das Assimilationsgewebe nimmt etwa die Hälfte der Thallusdicke ein und hat ein bis zwei Schichten an Luftkammern. Kapseln stehen oft zu 2 oder 3 zusammen und beulen den Thallus an dieser Stelle stark aus. Sporen sind orange bis rotbraun und etwa 75 bis 11 µm im Durchmesser. Sporenreife erfolgt in frühen Herbst. Verwechslungsgefahr besteht mit Riccia fluitans. An der Rinne (kann bei jungen Exemplaren schwach ausgebildet sein) und dem Querschnitt jedoch immer zu unterscheiden.

Vorkommen
Riccia canaliculata besiedelt offene, feuchte bis nasse, basenreiche, kalkreiche bis -arme Standorte auf nassen Kalkschluff oder Uferschlamm entlang von Teichen, Bächen, trockengefallenen Gewässern, in Gräbe, nassen Wiesenlücken oder in Kiesgruben. Es ist nicht auf dem Wasser schwimmend. Typische Begleitmoose sind Bryum neodamense, Bryum pseudotriquetrum, Barbula reflexa oder Drepanocladus aduncus. R. canaliculata ist pionierfreudig und besiedelt zumeist kleinflächige Bereiche und ist dort über mehrere Jahre beständig. Das Verbreitungsareal umfasst Europa und Zentralasien, mit Schwerpunkt auf kühle, subozeanische Bereiche. Das Moos ist durch Trockenlegung und Nährstoffeinträge z.T. stark gefährdet.

Riccia cavernosa (Grubiges Sternlebermoos)

riccia cavernosa
Riccia cavernosa
Einzelne Pflanzen von Riccia cavernosa wachsen in kleinen Gruppen oder herdenweise in Rosetten von bis zu 1,5 cm Druchmesser. Die lebhaft gelblich-grün bis olivgrün gefärbten Thallussegmente sind breit und unregelmäßig angeordnet. Ältere Teile werden schnell bleichbraun. Ein Thallus besteht aus eng angeordneten, etwa 1 bis 2 mm breiten, flachen Lappen, die an der Spitze ausgerundet und durch Luftkammerbildung schwammig sind. Die älteren Teile haben, durch Auflösung der Luftkammerdecken, zahlreiche, kraterartige Öffnungen. So entsteht ein charakteristisches schwammig-grubiges Aussehen.
Bauchschuppen sind nicht vorhanden. Kapseln sind im Thallus eingeschlossen und über den gesamten Thallus, besonders im basalen Bereich, verteilt und auf der Oberseite weniger hervortretend als auf der Unterseite. Sie bringen rot-braune, später schwarze, unregelmäßig papillösen Sporen von 60 bis 120 µm Durchmesser hervor. Sporenreife erfolgt im Herbst. Die Pflanzen sind pionierfreudig und einjährig.
Riccia cavernosa ist fast kosmopolitisch verbreitet und besiedelt offene, sonnige, basen- und kalkreiche, meist dauerhaft feuchte Standorte und wächst auf lehmigem, tonigem und sanidg-lehmigem Untergrund. Es ist in Uferbereichen auf trockengefallenem Schlick, auf teilweise überschwemmten Äckern, in Kies- und Sandgruben und sekundär auch entlang feuchter Wegränder anzutreffen. Typische Begleitarten sind Physcomitrella patens, Bryum rubens oder in Schlammfluren Limosella aquatica. In Deutschland ist es durch Stillegung und das Ausbleiben periodischen Trockenfallens von Uferbereichen und durch Entwässerung bedroht.

Riccia glauca (Blaugrünes Sternlebermoos)

riccia glauca
Riccia glauca
Einzelne blaugrün bis grün gefärbte, im Alter auch unterseits grünlich gefärbte Pflanzen von Riccia glauca wachsen in 1-2 cm großen Rosetten als Pioniermoos auf offenen, sandig-lehmigen, lehmigen oder lehmig-humosen, halbschattigen, feuchten, basischen bis schwach sauren Böden. Es ist auf Äckern, Brachen, entlang von ruderalen Wegrändern, am Fuße von Hohlwegen, in Gräben oder auf Uferschlamm zu finden. Typische Begleitmoose sind Bryum bicolor, Dicranella staphylina, Phascum cuspidatum, Pohlia wahlenbergii, Pottia truncata, Riccia sorocarpa oder Riccia warnstorfii. Es ist v.a. in den warm gemäßigten Zonen der Nord-Hemisphäre verbreitet, sowie in Neuseeland. Zwar tritt R. glauca meist in größeren Populationen auf, diese sind jedoch instabil und die Bestände sind stark schwankend. Es ist durch den modernen Ackerbau gefährdet. Von den anderen Riccien unterscheidet es sich durch den Aufbau des Thallus, der im Querschnitt 4-6 mal so lang wie breit ist und 2-3 mal dichotom verzweigt. Die Thallusränder sind spitz zulaufend, nicht verschmälert und gefurcht. Im Zweifelsfall durch die Sporen eindeutig erkennbar, die etwa 80-96 µm im Durchmesser und dunkelbraun gefärbt sind. Fruchtet das ganze Jahr über außer in den Sommermonaten.

Riccia warnstorfii (Warnstorfs Sternlebermoos)

riccia warnstorfii
Riccia warnstorfii
Einzelne blaugrün bis grün gefärbte, im Alter unterseits häufig rötlich violett gefärbte Pflanzen von Riccia warnstorfii wachsen in 6 bis 12 mm großen, zumeist vollständigen Rosetten als Pioniermoos auf feuchter, mäßig halbschattiger, sandig-lehmiger, lehmiger, mäßig basischer und kalkarmer Erde auf Brach- und Stoppeläckern, an Wegrändern oder auf Uferschlamm. Typische Begleitmoose sind Bryum rubens, Dicranella staphylina, Phascum cuspidatum, Pohlia wahlenbergii, Pottia truncata, Riccia glauca oder Ricia sorocarpa. Das Moos ist eher in den atlantischen kühl-gemäßigten Breiten in Nord-Amerika und Europa verbreitet. Einzelne Beständesmengen sind stark schwankend und es tritt nur sehr sporadisch auf. Es ist durch den modernen Ackerbau gefährdet. Von den anderen Riccien unterscheidet es sich durch die purpurfarbenen Thalluskanten, die im Alter auftreten. Die etwa 3-5 mal so lang wie breiten Thalli sind 2-3 fach dichotom, oft rechtwinklig verzweigt und im Querschnitt 1-2 mal so breit wie hoch. Der abgerundete Rand läuft stumpf zu. Die 65 bis 90 µm großen, gelblich braun gefärbten Sporen sind auf allen Seiten gefeldert. Das Moos fruchtet gewöhnlich im Frühjahr.